From the Chess archiv of Chess-Results.com: Article: 323 from 10.07.1997, Category International
12.WM-Partie in Elista 1996: Karpow als souveränder Verteidiger!
Der Herausforderer startete die am Freitag, den 28.6.96 gespielte 13. Matchpartie
überfallsartig, ohne allerdings damit den regierenden Champion, der zwischendurch sogar
die besseren Chancen zu besitzen schien, ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können...
Weiß: GM G. Kamsky
Schwarz: GM A. Karpow
Caro-Kann [B17]
12. Matchpartie
1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sd2 dxe4 4. Sxe4 Sd7 5. Sg5 Sgf6 6. Ld3 e6 7. S1f3 Ld6 8. De2
h6 9. Se4 Sxe4 10. Dxe4 Sf6 11. De2 Dc7 12. Ld2 b6 13. 0-0-0 Lb7 14. The1.
In der 8. Matchpartie gelgang es dem Herausforderer nicht, mit 14. Se5 irgend einen
Vorteil zu erzielen. Eine Alternative zum Textzug, die uns im Verlauf dieses Wettkampfes
möglicherweise noch vorgesetzt werden wird ist 14. Kb1 0-0-0, z.B.:
A) 15. c4 c5 16. Lc3 The8 17. The1 und nun:
A1) 17. ...Kb8 18. g3 (18. a3) 18. ...Ka8 19. Lc2 a6 20. dxc5 Lxc5 21. Se5 Tc8
22. Td2 Ted8 23. Ted1 Txd2 24. Txd2 Lf8 25. f4, mit etwas besserem Spiel für Weiß, A.
Sokolow-Spraggett, Kandidatenwettkampf, 9. Matchpartie, Saint John 1988. Oder
A2) 17. ...Te7 18. a3 (Zu unklarem Spiel führt nach Sapis 18. dxc5 Lxc5 19. Se5
Lxg2 20. Tg1 Lb7 21. Txg7 Se4! 22. Lxe4 Txd1+ 23. Dxd1 Lxe4+ 24. Kc1 Kb7) 18. ...Ted7 (18.
...Kb8 19. Ka1 a6 20. Lc2 Ka7 21. g3 Ted7 22. La4 Te7 23. dxc5 bxc5 24. Sd2 e5 25. Sb3,
mit etwas besseren Chancen für den Anziehenden, der die Initiative am Damenflügel an
sich gerissen hat, Marjanovi-Spiridinov, Jerewan 1989) 19. Ka1 (Ebenfalls gleiches Spiel
ergibt nach Sapis 19. dxc5 Lxc5 20. Se5 Td6) 19. ...Lxf3! 20. Dxf3 cxd4! 21. Lxd4 Db7, mit
Ausgleich, Jigzhdsuren-Sapis, Ulan Bator 1988.
B) 15. La6 und nun:
B1) 15. ...b5 16. Lxb7+ Kxb7 17. c4 bxc4 18. Tc1 Tb8 19. Txc4 Thc8 (19. ...Ka8
20. Thc1 Thc8 21. Se5 Lxe5 22. Dxe5 Dd7 23. f3 Tb6 24. La5 Tb7 25. b3, mit etwas besserem
Spiel für Weiß, Chandler-Speelman, Hastings 1989/99) 20. Thc1 Sd5 21. De4 Ka8 22. Ka1
Db7 23. Dc2 c5 24. dxc5 remis, Arnason-Tisdall, Reykjavik 1989.
B2) 15. ...Td7! 16. Lxb7+ Dxb7 17. c4 (17. Se5 Lxe5 18. dxe5 Sg8 19. c4 Se7 20.
Lc3 Thd8 21. Txd7 Txd7 22. Td1 Txd1+ 23. Dxd1 c5 24. Dd6 Sg6 25. f3 h5 26. h4 Dd7 27.
Dxd7+ Kxd7, remis, Thorstein-Kamsky, Reykjavik 1990) 17. ...Thd8 18. Lc3 Lb8 19. The1 c5
20. g3 cxd4 21. Txd4 Txd4 22. Lxd4 Lc7 23. h4 Dc6 24. Se5 Lxd5 25.Lxe5 Kb7 26. g4 Se8, mit
gleichem Spiel, Kudrin-Kamsky, New York 1989.
B3) 15. ...Lxa6 16. Dxa6+ Kb8 17. De2 Tc8 18. The1 Db7 19. Se5 c5 20. Sc4 Lc7
21. dxc5 bxc5 22. g3 Ka8 23. Ka1 Thd8 24. Lc3 Txd1+ 25. Txd1 Td8 26. Lxf6 gxf6 27. Txd8+
Lxd8 28. Dd1 Le7 29. a3, mit etwas besserem Spiel für Weiß, Ernst-Kranzl, Offene Wiener
Meisterschaft 1991.
14. ...0-0. Vermutlich neu. In der ChessBase-Datenbank befinden sich
ausschließlich Partien, in denen Schwarz nun mit 14. ...0-0-0 fortfährt:
Nach 15. La6 hat Schwarz folgende Möglichkeiten:
A) 15. ...The8 16. Se5 Lxe5 17. dxe5 Sd5 18. Lxb7+ Dxb7 19. h4 c5 20. g4 Se7 21.
h5 Td7 , mit etwa gleichem Spiel, Woda-Sapis, Polnische Meisterschaft 1989. Sapis weist
jedoch in der beim Schachinformator erschienenen Monografie über "Caro-Kann"
auf die mögliche Verstärkung 19. Dg4!? hin..
B) 15. ...Lxa6 16. Dxa6+ Kb8 17. De2 (17. Kb1 Tc8 18. c4 Thd8 19. c5 Lf8 20.
cxb6 Dxb6 21. Da4 Td5 22. Tc1 Ld6 23. Tc2 Db5 24. Dc4 Dxc4 25. Txc4 Kb7 26. h3 Tc7 27. Le3
Tb5 28. Tec1, mit etwas besserem Spiel für Weiß, Wolff-Lago, Palma de Malorca 1989) und
nun:
B1) 17. ...Sd5 18. c4 Sf4 19. Df1 Sg6 (Auf 19. ...g5 gibt A. Sokolow im
Schachinformator Bd. 45, 20. g3 g4 21. Te4 gxf3 22. Txf4! mit klarem Vorteil für Weiß
an) 20. g3 Le7 21. h4 h5 22. De2 Td7 23. Lg5 Lf6 24. Td2 Thd8 25. Ted1, mit etwas besserem
Spiel für Weiß, A. Sokolov-Karpow, Weltcup Belfort 1988.
B2) 17. ...The8 18. Kb1 Sd7 19. c4 e5 20. dxe5 Sxe5 21. Sd4 Dc8 22. Lc3 Kb7 23.
h3 Lc5 24. Dc2 Sxc4 25. Txe8 Txe8 26. Sf5 g6 27. Sxh6 Te6 28. Ld4 Lxd4 remis,
Kuczynski-Sapis, Polnische Meiterschaft 1989.
C) 15. ...b5! 16. Lxb7+ Kxb7 17. Kb1 Ka8 18. Lc1 (18. Tc1 Tb8 19. c4 bxc4 20.
Txc4 Tb5 21. Dd3 Thb8 22. b3 T8b6 23. Dc2 Ta6 24. a4 Tf5, führte in Mc Donald-Hodgson,
Britische Meisterschaft 1990, zu unklaren Verwicklungen) 18. ...Db7 19. Sd2 Lb4 20. c3 Ld6
21. Sb3 Sd5 22. g3 g6 23. h4 h5 24. Lg5 Td7 25. Df3 Tc8 26. Tc1, und Schwarz hat
Ausgleich, Chandler-Adams, Blackpool 1990.
15. g4!?.
Mit dem Textzug , den er offenbar im stillen Kämmerlein vorbereitet hatte, startet der
Herausforderer einen übergfallsartigen Angriff, über den mit dieser Partie sicherlich
noch nicht das letzte Wort gesprochen sein wird.
15. ...c5!.
Die Annahme des Bauernopfers mittels 15. ...Sxg4? erwiese sich nach 16. Tg1 f5!? 17. h3
Sf6 18. Lxh6 und Weiß hat infolge der offenen g-Linie konkrete Angriffsaussichten, als
nachteilig für Schwarz.
16. g5 hxg5 17. Sxg5.
17. Lxg5? pariert Schwarz vorteilhaft mit 17. ...Lf4+.
17. ...Lf4! 18. h4!?.
Zu erwägen war auch 18. dxc5 bxc5 und nun hätte sich allerdings das scharfe 19. Tg1,
mit der Opferwendung Sh7 nebst Tg1xg7+ als vorteilhaft für Schwarz erwiesen, z.B. 19.
...Lxh2! 20. f4 Lxg1! 21. Txg1 Tfd8 22. Dh2 c4! und Schwarz wehrt den weißen Angriff
siegreich ab.
18. ...Tad8! 19. dxc5 bxc5.
Droht 20. ...c4 21. Lxc4 Txd2 22. Txd2+ Lxd2.
20. Le3.
20. ...Td4!! 21. Tg1.
Günstig für Schwarz wäre 21. h5?! De5! 22. Tg1 c4! 23. Lxc4 (Jedoch nicht 23. Lh7+?
Sxh7 24. Txd4 Dxd4 und Schwarz gewinnt) 23. ...Txd1+ 24. Dxd1 (24. Kxd1 Lxe3 25. Dxe3
Dxb2) 24. ...Lxe3+ 25. fxe3 Dxe3+ 26. Kb1, mit etwas besserem Spiel für Schwarz.
21. ...Lxe3+ 22. fxe3 Txh4 23. Tdf1 De5!.
Schwarz steht nun besser.
24. Df2 Th6?.
Der klare Matchstand sollte es dem Champion doch gestatten, nicht völlig auf
Sicherheit zu spielen, denn was sprach eigentlich gegen 24. ...Th2 25. Dxf6 Dxe3+ 26. Kb1
gxf6 27. Sf3+ Kh8 28. Sxh2 Tg8 29. Sg4 Dg5?.
25. Tg3 Le4 26. Tfg1 g6?!.
Hierauf kann der Anziehende wieder hoffen, wenigstens zu einer Punkteteilung zu kommen.
Gute Gewinnaussichten bot statt dessen 26. ...Lxd3! 27. cxd3 (nicht aber 27. Sf3? wegen
27. ...Se4!! 28. Txg7 Dxg7 29. Txg7 Dxg7 30. Dg2+ Tg6 und Schwarz gewinnt) 27. ...Sd7 oder
27. ...g6.
27. Tf1 Kg7 28. Dxf6+ Dxf6 29. Txf6 Lxd3 30. Txf7+.
Vorteilhaft für Schwarz war hingegen 30. Txe6?! Th1+ (Nicht aber 30. ...fxe6? 31.
Sxe6+ Kf7 32. Sxf8 Lf5) 31. Kd2 Lf5 nebst Th2+.
30. ...Txf7 31. Sxf7 Th1+ 32. Kd2 Lxc2 33. Sd8 Th2+ 34. Kc3 Kf6. Interessant war
auch 34. ...Lf5 35. e4 Th3 36. Txh3 Lxh3 37. Kc4 Kf6 und nun nicht 38. Kxc5 wegen 38.
...Ke5! und Weiß ist in Schwierigkeiten, sondern 38.Sd6! mit kompliziertem Spiel und
Chancen für beide Seiten. Doch dies war nicht Karpow's Bier!
35. Sb7 Lf5 36. Sxc5 Tc2+ 37. Kd4 Td2+ 38. Kc3 Tc2+ 39. Kd4 e5+ 40. Kd5 Td2+.
Auch nach 40. ...Txb2 41. e4 Lc8 (Oder 41. ...Td2+ 42. Kc6 Lc8 43. Tf3+ Kg5 44. Ta3
nebst 43. ¢xe5) 42. Tf3+ verpuffen die schwarzen Gewinnversuche.
41. Kc4 Tc2+.
Etwas ehrgzeiziger war 41. ...Txb2!?, doch nach 42. e4 Lc8 43. Tf3+ Kg5 44. Ta3 ist der
Rubikon zum Remis ebenfalls nicht überschritten.
42. Kd5 Td2+ 43. Kc4 g5 44. e4 Lc8.
Ebenso remisverdächtig war 44. ...Td4+ 45. Kc3 Lxe4 46. Txg5! Kxg5 47. Se6+ Kf6 48.
Sxd4 exd4+ 49. Kxd4.
45. Kc3 Td1 46. Tf3+ Kg7 47. Sd3 g4 48. Tg3 Kf6 49. Sf2 Tc1+ 50. Kd2 Ta1 51. Sxg4+ Lxg4
52. Txg4 Txa2 53. Kc3 Ta4 54. b4 ½-½